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Luxus und Nachhaltigkeit – kein Widerspruch

Luxus und Nachhaltigkeit – wie passt das zusammen? Steht Luxus nicht für Überfluss, Dekadenz und Nimmersatt und Nachhaltigkeit für Achtsamkeit und Langlebigkeit. Ja, und gerade diese beiden Perspektiven wachsen gerade zusammen. Das neue UmweltDialog Magazin macht sich auf eine spannende Spurensuche nach nachhaltigem Luxus.

Was ist Luxus? Und kann das überhaupt mit Nachhaltigkeit einhergehen? Wenn wir von der deutschen Definition ausgehen, lautet die Antwort eher: Nein. Luxus ist hierzulande kostspieliger, verschwenderisch, über das Gebotene hinausgehend und nur (sic!) dem Genuss und Vergnügen dienend. Da ist neben Beschreibung auch schon eine Menge Bewertung enthalten. In anderen Kulturkreisen ist man da entspannter: Im Englischen beschreibt es großen Komfort und Eleganz, gleichwohl teuer. Die Spanier sehen es ähnlich: Es ist das Zurschaustellung von Dingen, in die man viel Geld oder auch viel Zeit investiert hat.

Und wie ist das für Sie persönlich? Luxus kann die kleine Sünde sein, die man sich als Naschkatze gönnt oder ein teures Gemälde, auf das man jeden Abend schaut. Es ist natürlich die Rolex oder der Zwölfzylinder in der Garage oder es ist das Kleider-Unikat, das aus Stoffresten entstand. Luxus ist es, einen Job zu haben, der einem Spaß macht. Oder eben keine Arbeit im Kopf zu haben und sich Menschen oder Dingen zu widmen, die einem wichtiger sind. Luxus ist am Ende so verschieden und ähnlich wie wir alle.

In der aktuellen Ausgabe hat die Redaktion deshalb ganz unterschiedliche Menschen gefragt, was sie mit Luxus verbinden. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag mit Kate Blanchett, die in der Filmwelt für Glamour steht, sich uns privat aber als sehr bodenständig und „normal“ präsentiert. UmweltDialog geht mit Hilfe von Expert:innen der Frage nachgegangen, wie sich Luxus vom klassischen Statussymbol zu eher immateriellen Werten weiterentwickelt hat. Hierbei spielt Nachhaltigkeit eine wachsende Rolle. Das aktuelle Magazin zeigt, wie neue Formen von Luxus aussehen. Da ist von Second Hand, von vermeintlichem Abfall und immer wieder von ganz viel Handarbeit, Liebe zum Produkt und Achtsamkeit die Rede.

Aber auch die Schattenseiten bleiben nicht unerwähnt: Viele Luxus- bzw. hochwertige Güter sind weiterhin nicht nachhaltig. Schmuck aus schäbigen Minen in Afrika zum Beispiel oder auch das Leiden der Wasserbüffel für die Mozzarella-Herstellung. Und dann macht die aktuelle UmweltDialog-Ausgabe noch mal einen Exkurs zurück zur Definition am Anfang: Für viele Deutschen ist Luxus dekadent. Deshalb unternimmt unsere Gastautorin eine lesenswerte Reise durch die Geschichte der Dekadenz.

Luxus. Luxus und Nachhaltigkeit müssen sich nicht widersprechen
UmweltDialog Magazin, Ausgabe 16: November 2021
Münster: 84 Seiten, broschiert,
Klimaneutral und auf Umweltpapier hergestellt
Einzelheft: EUR 9,00
Im Abo (2 Ausgaben) EUR 18,00

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Bioplastik keine unbedenkliche Alternative zu Kunststoffen

Es kann aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden oder kompostierbar sein oder sogar beides. Aber sind diese Biomaterialien weniger bedenklich als herkömmliches Plastik, was ihre chemische Zusammensetzung betrifft? Nein, lautet das Ergebnis der bisher umfassendsten Laborstudie dazu, die heute in der Zeitschrift Environment International erschienen ist. Die dazugehörige Publikation wurde mit Unterstützung der macondo publishing umgesetzt. Wissenschaftler*innen um die Forschungsgruppe PlastX haben dafür Alltagsprodukte aus unterschiedlichen Materialien untersucht: Der Anteil an Produkten aus Biomaterialien, der schädliche Chemikalien enthält, ist genauso hoch wie bei Produkten aus erdölbasiertem Plastik.

Plastikprodukte stehen massiv in der Kritik. Schon ihre Herstellung aus fossilem Brennstoff gilt als wenig nachhaltig, das globale Plastikmüllproblem ist ungelöst, und wegen schädlicher Substanzen wie Bisphenol A geraten Alltagsprodukte aus Plastik immer wieder in die Schlagzeilen. Auf der Suche nach Alternativen werden vermehrt neue Materialien entwickelt, die vorteilhaftere ökologische Eigenschaften aufweisen sollen. Dazu gehören Biokunststoffe. Sie umfassen biobasierte Materialien wie Bio-Polyethylen, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, und sogenannte bioabbaubare Materialien, die unter natürlichen Umweltbedingungen abbaubar sind wie Polymilchsäure (PLA). Auch pflanzenbasierte Produkte, die aus natürlichen Polymeren wie Cellulose bestehen, zählen zu den neuen Lösungen. Aber sind diese Biomaterialien, die als nachhaltige Alternative zu konventionellem Plastik vermarktet werden, hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung weniger bedenklich?

Dieser Frage ist die Forschungsgruppe PlastX unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gemeinsam mit der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegen und der Goethe-Universität Frankfurt in einer Laborstudie nachgegangen. Es ist die bisher umfassendste Studie, in der Biokunststoffe und pflanzenbasierte Materialien auf ihre chemische Zusammensetzung und Toxizität hin untersucht und mit herkömmlichen Kunststoffen verglichen wurden.

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